Selbstbestimmung in Körper-, Sexual- und Reproduktionspolitik. Potentiale und Probleme
Humboldt-Universität zu Berlin
Hauptgebäude, Unter den Linden 6, Raum 2103
7./8.November 2013
Der Begriff der Selbstbestimmung ist für viele soziale Bewegungen, die sich gegen staatliche, institutionelle oder medizinische Eingriffe entlang der Linien Sexualität, Körper und Geschlecht organisieren, äußerst wichtig – und sorgt zugleich für ein Dilemma: Einerseits gilt die Forderung nach Selbstbestimmung als nicht hintergehbarer politischer Bezugspunkt für Gleichberechtigung und gegen Gewalt, Fremdbestimmung und Pathologisierung. Andererseits ist sie Katalysator für Strategien neoliberaler Ökonomisierung und Individualisierung. Selbstbestimmung ist nicht zu trennen von Normen eines „gesunden“, „effizienten“ und „präventiven“ Körper- und Verhaltensmanagements. Die Berufung auf Selbstbestimmung kann zudem zu einer Ausweitung pränataler Selektion führen. Das Kolloquium will anhand von Analysen zu verschiedenen Themen der politischen Auseinandersetzung anregen, das Verhältnis zwischen Normalisierungsdruck und Aneignungsmöglichkeiten auszuloten und über die Dichotomie von Autonomie oder Repression hinauszudenken.
Donnerstag, 7.11.2013
16:15 Uhr
Begrüßung durch Gabriele Jähnert (ZtG, HU Berlin) und Alexander v. Schwerin (GeN Berlin)
16:30 – 18:30 Uhr
Theoretische Einstiege: Selbstbestimmung im Zeitalter flexibler Normalisierung
Susanne Schultz (GeN Berlin):
Selbstbestimmung und Gouvernementalitätsstudien – offene Fragen
Rebecca Maskos (Berlin):
„Pflegestufe drei und Spaß dabei“ und „Mein Bauch gehört mir“ - Selbstbestimmung aus Sicht der Disability Studies und der Genderforschung
Moderation: Ulrike Klöppel (HU Berlin)
Freitag, 8.11.2013
Selbstbestimmungsdebatten in verschiedenen politischen Feldern - Selbstbestimmung in Sexual-, Körper- und Reproduktionspolitik
10:00-13:15 Uhr (mit 15 min. Pause)
Sexualpolitische Bewegungen und Selbstbestimmungskonzepte
Konstanze Plett (Bremen):
Das Recht auf selbstbestimmte Geschlechtsidentität intersexuell Geborener: Probleme, Lösungsversuche und neue Dilemmata
Adrian de Silva (HU Berlin):
Trans-Selbstbestimmung im Spannungsfeld gesetzlicher Vorgaben, Rechtsprechung, Medizin und Gesundheitsmanagement
Ulrike Klöppel (HU Berlin):
Integrative Gouvernementalität? Ein Kommentar
Moderation: Sarah Elsuni (HU Berlin)
13:15 -14:45 Uhr Mittagspause
14:45 -18:30 Uhr (mit 15 min Pause)
Vorgeburtlicher Qualitätscheck und Selbstbestimmung
Uta Wagenmann (GeN Berlin):
Jenseits von Bioethik und Beratungsimperativ. Feministische und antieugenische Positionen zu Selbstbestimmung und Pränataldiagnostik
Tanja Henking (Universität Bochum):
Moderne Reproduktionsmedizin - Erweiterung der Autonomie?
Bettina Bock von Wülfingen (HU Berlin):
Diskursiver Wandel mit PID: Elterliche Selbstbestimmung in der In-vitro Schwangerschaft
Ulrike Baureithel (Berlin):
Selbstbestimmung im neoliberalen Zeitalter – ein Kommentar
Moderation: Alexander v. Schwerin (GeN Berlin)
Informationen zur Veranstaltungen und Programm - Plakat (pdf)