Humboldt-Universität zu Berlin - Zentrum für Transdisziplinäre Geschlechterstudien

Heterogene Vorstellungswelten: Die didaktischen Imaginationen pluralisierter Gesellschaften

2./3. Juni 2016
Humboldt-Universität zu Berlin
Unter den Linden 6, Senatssaal

 

Veranstaltet vom

Zentrum für transdisziplinäre Geschlechterstudien (ZtG) und

Institut für Erziehungswissenschaften, Abteilung Historische Bildungsforschung der Humboldt-Universität zu Berlin

in Kooperation mit der

Hochschule Magdeburg-Stendal, Fachbereich Angewandte Humanwissenschaften

 

Konzeption und Organisation:

Prof. Dr. Maisha M. Eggers
(HU Berlin / HS Magdeburg-Stendal)
maureen-maisha.eggers@hs-magdeburg.de

Prof. Dr. Beatrice Hungerland
(HS Magdeburg-Stendal)
beatrice.hungerland@hs-magdeburg.de

Dr. Asiye Kaya
(HS Magdeburg-Stendal)
asiye.kaya@hs-magdeburg.de


Mit Beiträgen von:

Josephine Apraku, Julia Benner, Melanie Bittner, Jule Bönkost, Maisha M. Eggers,
Saraya Gomis, Heike Kanter, Petra Lucht, Andrés Nader,
Mandana Nazeri, Inga Niehaus, Sharon Dodua Otoo, Detlef Pech, Peggy Piesche,
Anne Potjans, Isidora Randjelovic, Erhard Stölting und Nuran Yiğit
 

 

Programm/Flyer (pdf-Datei)

Plakat (pdf-Datei)

 

 

Didaktische Materialien (Schulbücher, Kinderlexika, Lesefibeln) vermitteln nicht nur „reines, neutrales Wissen“, sondern sind eingebettet in Konstruktionen des Alltags und der sozialen Realität. Dieses spezifische Wissensformat beinhaltet insofern zu einem großen Teil Gesellschaftswissen. Die Struktur der Sozialen Welt samt ihrer Teilungsprinzipien, hartnäckigen Ungleichheiten und Hierarchien finden Eingang in didaktische Alltagskonstruktionen. Diese gesellschaftlichen Umstände werden in Teilen ungebrochen, d.h. ohne jegliche kritische Stellungnahme abgebildet, andere werden in Teilen reflektiert und zur Diskussion gestellt und in Teilen werden sie auch in Richtung der Darstellung von idealisierten ‚Heile-Welt-Kulissen’ geglättet.


Bildungsmaterialien, insbesondere Schulbücher werden in diskriminierungskritischer, intersektionaler und gleichstellungorientierter Absicht vor allem mithilfe geschlechtertheoretischer Ansätze auf die Reproduktion von Geschlechterhierarchien als soziale Hierarchien und auf die Repräsentation von LSBTI* Akteur*innen hin untersucht. Rassismuskritische Untersuchungen von Gesellschaftsentwürfen in didaktischen Materialien fokussieren in erster Linie stereotype, vereinseitigende, exkludierende Konstruktionen eines imaginierten ‚Wir’, welche im Zentrum der jeweiligen politischen Kultur stehen. Dieses ‚Wir’ wird als ein idealisiertes, standardisiertes Selbstbild der Gesellschaft beständig erzeugt, durch textliche Mittel und Bildermaterialien. Die Vorstellungskraft der an der Erstellung von didaktischen Materialien beteiligten Akteur*innen ist im Wesentlichen ausschlaggebend für die Vorstellungswelten didaktischer Artefakte.

Dieses Kolloquium richtet einen normkritischen Blick auf die Vorstellungswelten von Lernmaterialien als kulturelle Artefakte. Diese sollen mit Methoden der Geschlechterforschung auf ihre vereinseitigenden, vergeschlechtlichenden, rassistisch markierenden Alltagskonstruktionen untersucht werden.
Hierbei stehen folgenden Fragen im Mittelpunkt:

 

  • Welche Entwürfe von Gesellschaft, von Handlungen, des Selbst, von Gemeinschaft und Zugehörigkeit oder auch Zukunft werden in Lernartefakten sichtbar gemacht bzw. thematisiert?
  • Wie werden Pluralisierung und sozialer Zusammenhalt (Zugehörigkeit, Heterogenität, Teil-des-Wir-Sein) thematisiert und zueinander in Beziehung gesetzt?
  • Welche Traditionen gibt es, das didaktisierte ‚Wir’ zu imaginieren?
  • Welche soziale Funktion wird der abgebildeten gesellschaftlichen Wirklichkeit in der Vermittlung von Normen und von Normkritik als Produkt der Imagination zugeschrieben?

 

Mit Bezug auf geschlechtertheoretische Analysen von Pluralität werden im Anschluss die Möglichkeiten einer gendergerechten und rassismuskritischen Didaktik als Pluralisierungspraxis diskutiert. Und schließlich möchten wir ins Gespräch darüber kommen, wie eine pluralitätsfähige Didaktik – gewissermaßen als Zukunftsentwurf - denn aussehen könne?