Humboldt-Universität zu Berlin - Zentrum für Transdisziplinäre Geschlechterstudien

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Vielfältige Familienformen: Elternschaft und Familie/n jenseits von Heteronormativität und Zweigeschlechtlichkeit - Diverse Families : Parenthood and Family beyond Heteronormativity and Gender Binary

Internationale Tagung
  • Wann 07.10.2021 10:00 bis 08.10.2021 19:15
  • Wo online und Humboldt-Universität zu Berlin, Unter den Linden 6, Senatssaal
  • iCal
Veranstaltet von

• Zentrum für transdisziplinäre Geschlechterstudien, Humboldt Universität zu Berlin / Center for Transdisciplinary Gender Studies at Humboldt-Universität zu Berlin
• DFG-VielFam-Projekt MO 3194/2-1, PE 2612/2-1, WI 2142/7-1
• Institut für Sozialwissenschaften, Lehrbereich Soziologie der Arbeit und Geschlechterverhältnisse

In Kooperation mit/in cooperation with: 
• Technische Universität Dortmund, Fakultät Sozialwissenschaften, Professur Soziologie der Geschlechterverhältnisse
• Universität Hamburg, Fachbereich Sozialökonomie, Juniorprofessur für Soziologie, insb. Arbeit, Organisation und Gender

 

Überblick

Was ist eine Familie und wenn ja, wie viele? Elternschaft, Familie und Verwandtschaft werden in vielen Arenen und historischen Epochen verhandelt: ob in Politik und Medien, Comics und Filmen, Künsten und Wissenschaften, Technologie und Medizin, im Recht oder im privaten Alltag. Neben der ‚heterosexuellen Kernfamilie‘, die im golden age of marriage rechtlich und normativ institutionalisiert war, werden und wurden Elternschaft und Familie in diversen Konstellationen verwirklicht. Diese Pluralität findet heute teils rechtliche und gesellschaftliche Anerkennung. Zugleich werden aber Elternschaft und Familie jenseits der heterosexuellen Norm in vielen Staaten heftig bekämpft. Dabei sind die Leitbilder, Repräsentationen und gelebten Wirklichkeiten von Familie und intimen Nahbeziehungen – historisch und global gesehen – weder vorsozial noch ein für alle Mal gegeben, sondern unterliegen fortwährendem Wandel.

Für die gegenwärtigen Verhandlungen von Familie, Verwandtschaft und Elternschaft sind verschiedene Aspekte besonders prägend: Neben sozialen und kulturellen Entwürfen von Näheverhältnissen und Wahlverwandtschaften spielen auch neue Reproduktionstechnologien und die dadurch vermittelte Vorstellung von ,genetischer Wahrheit‘ eine zentrale Rolle. Eine Verengung auf leiblich-genetische Verwandtschaft steht der Anerkennung von sozialer und rechtlicher Elternschaft dabei möglicherweise entgegen. Angesichts der wachsenden Bedeutung neuer Reproduktionstechnologien sind Debatten über einander widersprechende Konzepte, über Normen und Praktiken, Chancen und Risiken, Anerkennung und Erfahrungen daher drängender denn je. Dabei müssen die ethischen, ökonomischen und gesellschaftspolitischen Implikationen dieser Möglichkeiten auch vor dem Hintergrund transnationaler Ungleichheiten sowie nationaler Bevölkerungspolitiken diskutiert werden. So sind die ‚Freiheitsversprechen‘ einer reproduktiven Wahl, z.B. angesichts rechtlicher Restriktionen im eigenen Land, mit Ausweichrouten in ausländische Kliniken verbunden, und die globale Ökonomisierung reproduktiver Arbeit produziert neue Ungleichheiten. Zwar wird heute zunehmend darum gekämpft, eine große Pluralität familialer Lebensformen zu verwirklichen. Doch trans* und queer Lebende sowie rassifizierte und ökonomisch deprivilegierte Menschen stehen vor großen Herausforderungen, wenn sie rechtliche und gesellschaftliche Anerkennung einfordern oder Reproduktionsmedizin in Anspruch nehmen wollen.

Im Fokus der Tagung stehen Verwandtschaftsbeziehungen, Familiengründungen und Elternschaften jenseits von heterosexueller Norm und Zweigeschlechtlichkeit. So ermöglichen Reproduktionstechnologien wie Samenspende, In-Vitro-Fertilisation oder Surrogacy (sog. ‚Leihmutterschaft‘) Familiengründungen mit heterogenisierter Akteur_innenbeteiligung, stärken aber auch leiblich-genetische gegenüber anderen Elternschaften. Dass das reproduktive ‚Personal‘ sich gleichwohl nicht notwendigerweise mit dem ‚Elternpersonal‘ deckt, zeigt sich in Begriffsneuerungen wie Mehrelternschaft, Multiple Elternschaft und Co-Parenting. Was Elternschaft und Familie (nicht) sind oder sein sollen, wird in gesellschaftlichen Narrativen und Diskursen, medialen und künstlerischen Repräsentationen sowie rechtlichen Norm- und Normalitätsvorstellungen ausgehandelt. Diese reagieren keineswegs nur passiv auf technologisch-medizinische Innovationen, sondern entwerfen ihrerseits neue Vervielfältigungen von ‚Familie‘, Generationalität und Zusammenleben. Die Frage, wie alte und neue Elternschaftskonstellationen und Familienformen vor diesem Hintergrund gelebt, repräsentiert und rechtlich reguliert werden, eröffnet eine Vielzahl theoretischer, analytischer und empirischer Perspektiven.

Die Tagung „Vielfältige Familien“ will dieses Themenfeld in seiner Komplexität erkunden.

 

Programm

Donnerstag, 7.10.2021 / Thursday, October 7th 2021

 

10:15 – 10:45                        Grußwort 

   Dirk Behrendt ( Senator für Justiz, Verbraucherschutz und Antidiskriminierung)

 

   Grußwort                                                                                                                               

   Sabine Kunst (Präsidentin der Humboldt-Universität zu Berlin)


                                                Begrüßung/Welcome address and introduction

                                                Christine Wimbauer und Mona Motakef

 

10:45 – 11:45                       Keynote

Leoni Linek (Technische Universität Dortmund), Almut Peukert (Universität Hamburg), Julia Teschlade (Humboldt-Universität zu Berlin), Mona Motakef (Technische Universität Dortmund), Christine Wimbauer (Humboldt-Universität zu Berlin)
Ambivalent Recognition Order? Doing Reproduction and Doing Family in Diverse Families

Chair/Discussant:Karin Jurczyk (Deutsche Gesellschaft für Zeitpolitik, München/Berlin)

 

11:45 – 12:00                       Kaffeepause/Coffee break

 

12:00 – 13:00                       Keynote

                                  Amrita Pande (University of Cape Town):
Transnational Assisted Reproduction and the Strategic Whiteness of Desires

                            Moderation/Chair: Nadja-Christina Schneider (Humboldt-Universität zu Berlin)

 

13:00 – 14:30                       Mittagspause/Lunch break

 

14:30 – 16:30                       Panels 1-4

Panel 1 – LGBTI*Q Families: Parenthood and Family beyond Heteronormativity (engl.)

Bongani Matabane (University of Cape Town):
How Young Men with Queer Parents Negotiate Identity

Leoni Linek (Technische Universität Dortmund):
Intimate Friendship as a Place of (Be-)Longing beyond Coupledom, Family and Work

Iclal Ayse Kücükkirca (Humboldt-Universität zu Berlin):
Thinking Sur as a Home, the People of Sur as a Family

Moderation/Chair: Mona Motakef (Technische Universität Dortmund)

 

Panel 2 – LGBTI*Q-Eltern: Möglichkeiten und Grenzen der Familiengründung (dt.)

Lisa de Vries und Simon Kühne (Universität Bielefeld):
Vielfältige Familien in Deutschland – Zusammensetzung und Lebenssituation von LGBTQI*-Eltern und deren Kindern

Jennifer Stoll (Universität Kassel):
Becoming Parents, Queering Kinship: Herausforderungen und Möglichkeiten werdender trans* Eltern in Deutschland

Jon Parth (Lambda Berlin-Brandenburg e.V.) und Ray Trautwein (HAW Hamburg):
Transspezifische Elternberatung – nicht-heteronormativ trans*affirmativ gedacht

Moderation/Chair: Urmila Goel (Humboldt-Universität zu Berlin)

 

Panel 3 – Family Images: Visual (Re-)Negotiations of Gender and Parenthood (engl.)

Nadja-Christina Schneider (Humboldt-Universität zu Berlin):
Muscular Patriotism and the ‘New Daughters’ of the Indian Nation

Fritzi-Marie Titzmann (Humboldt-Universität zu Berlin):
Reframing Indian Fatherhood: Selfies with Daughters and ‘New’ Manhood

Elena Zanichelli (Universität Bremen):
MAMMA MIA! On the Visual (Re-)Articulation of Motherhood in Contemporary Art and Culture

Moderation/Chair: Andrea Fleschenberg dos Ramos Pinéu (Humboldt-Universität zu Berlin)

 

Panel 4 – Mediale Anerkennungskämpfe: Repräsentation, Inszenierung, Debatten (dt.)

Christine Riegel (Pädagogische Hochschule Freiburg):
Ambivalente Prozesse der Normalisierung. Zur widersprüchlichen Anerkennung von LGBTIQ*Elter-Familien und zu deren Erfahrungen in und mit pädagogischen Institutionen

Jasmin Köhler (Humboldt-Universität zu Berlin):
Reproduktionskontroversen der Weimarer Republik. Multiple Mutterschaften und vielfältige Allianzen in Irmgard Keuns Roman "Gilgi, eine von uns"

Moderation/Chair: Kira Jürjens (Humboldt-Universität zu Berlin)

 

16:30 – 17:00                       Kaffeepause/Coffee break

 

17:00 – 18:00                       Keynote 

                                  Caroline Arni (Universität Basel): 
Elemente einer politischen Ökonomie der Mutterschaft

Moderation/Chair: Ulrike Vedder (Humboldt-Universität zu Berlin)

 

Ab 18:00                                 Kleiner Empfang/Small reception

 

 

Freitag, 8.10.2021/ Friday, October 8th 2021

 

10:00 – 11:00                       Keynote 

                             Michelle Cottier (Universität Genf):
                             Neue Grundlagen für das Abstammungsrecht in Europa

Moderation/Chair: Leoni Linek (Technische Universität Dortmund)

 

11:00 – 11:15                       Kaffeepause/Coffee break

 

11:15 – 12:45                       Panels 5-8

Panel 5 – Crossing Borders, Doing Family: (Re)Negotiating Family and Gender in the Context of Migration (engl.)

Urmila Goel (Humboldt-Universität zu Berlin):
Constructing Normative Families in the Context of Migration

Irene Tuzi (Humboldt-Universität zu Berlin):
Renegotiating Gender Roles and Relationships in Displacement: Separated Syrian Families in Germany

Moderation/Chair: Almut Peukert (Universität Hamburg)

 

Panel 6 – Families We Choose: Intimate Relationships beyond the Nuclear Family (engl.)

(entfällt/cancelled)

 

Panel 7 – Reframing Fatherhood between Norms and Aspiration (engl.)

Julia Teschlade (Humboldt-Universität zu Berlin):
Becoming a Gay Father Family: Israeli and German Couples and their Surrogacy Journey to Parenthood

Elena Moore (University of Cape Town):
Understanding Customary Practices and Fatherhood: Intlawulo, Masculinities and Relational Power

Moderation/Chair: Falko Schnicke (Johannes Kepler Universität Linz)

 

Panel 8 – Familie und Elternschaft aus gesellschaftstheoretischer Perspektive (dt.)

Sarah Mühlbacher (Goethe Universität Frankfurt):
Familialismus des Rechts: Diskurse um die Paradoxien der Rechte der Kinder

Michael Raab (Bildungskollektiv Biko e.V. Erfurt) und Cornelia Schadler (Universität Wien):
Familie als Keimzelle des Staates: Schrittmacher für Veränderung oder lokale Praxis?

Moderation/Chair: Christine Wimbauer (Humboldt-Universität zu Berlin)

 

12:45 – 14:15          Mittagspause/Lunch break

 

14:15 – 16:15           Panels 9-12

Panel 9 – Multilokales Sorgen: Doing/Undoing Family (dt.)

Muriel Degen (Universität Basel):
Doing Multilocal Family: Aufwachsen in multilokalen Nachtrennungs- und Regenbogenfamilien

Anna Buschmeyer und Claudia Zerle-Elsäßer (Deutsches Jugendinstitut München):
Doing Family unter erschwerten Bedingungen: Getrennt lebende Eltern in der Corona-Krise

Moderation/Chair: Jasmin Köhler (Humboldt-Universität zu Berlin)

 

Panel 10 – Reproduktionserzählungen: Verhandlungen von Natur, Autonomie, Normierungen (dt.)

Nora Lege (Technische Universität Dortmund):
Das ,eigene Kind‘ – Eine moderne Erzählung der Gesellschaft

Sevda Evcil (Universität Hildesheim):
Reproduktive Dienste und Autonomie: eine kritische Analyse der Altruismusklausel im deutschen Rechtsdiskurs

Sarah Dionisius (Universität Köln):
Reproduktiv werden, Kinder machen, Verwandtschaft tun: Das Elternwerden lesbischer und queerer Frauen*paare mittels Samenspende

Moderation/Chair: Kerstin Palm (Humboldt-Universität zu Berlin)

 

Panel 11 – Family and the State: Coercive Policies of ‘Family-Making’ (engl.)

(entfällt/cancelled)

 

Panel 12 – Parenthood beyond Monogamous Coupledom: Polygamy, Serial Monogamy and Co-Parenting (dt./engl.)

Bea Lundt (Europa-Universität Flensburg/University of Education, Winneba):
Polygamous Ways of Life in Africa. The Example of Ghana. Experiences of and Interpretations by Students and Lecturers at the University of Education, Winneba

Christian Klesse (Manchester Metropolitan University):
Consensual Non-monogamy and Parenting: Queering the Bonds of Kinship

Christine Wimbauer (Humboldt-Universität zu Berlin):
Co-Parenting und die Zukunft der Liebe

Moderation/Chair: Susanne Gehrmann (Humboldt-Universität zu Berlin)

 

16:15 – 16:45                       Kaffeepause/Coffee break

 

16:45 – 17:45                       Keynote

Brian Heaphy (University of Manchester): 
Family, Personal Life and Citizenship: Reconceptualising LGBT Relational Lives

Moderation/Chair: Julia Teschlade (Humboldt-Universität zu Berlin)

 

18:00 – 19:00                       Abschlussdiskussion mit Konferenzbeobachter_innen /

Closing discussion

mit Evangelia Kindinger (Humboldt-Universität zu Berlin); Andrea Maihofer (Universität Basel, Zentrum Gender Studies); Katharina Liebsch (Helmut-Schmidt-Universität in Hamburg)

Moderation/Chair: Mona Motakef (Technische Universität Dortmund) und Almut Peukert (Universität Hamburg)

 

19:15                                       Ende der Tagung / End of the conference

 

 
Konzeption und Organisation:

Gabriele Jähnert, Jasmin Köhler, Ulrike Lembke, Leoni Linek, Mona Motakef, Almut Peukert, Nadja-Christina Schneider, Julia Teschlade, Ulrike Vedder, Christine Wimbauer

 

Weitere Informationen

Tagungssprachen d / en

 

Semester: Wintersemester 2021/2022

ZtG-Veranstaltungskategorie: Tagungen/Symposien/Kolloquien/Workshops des ZtG

ZtG-Veranstaltungskategorie: Gender-Veranstaltungen der Institute/Fakultäten der HU