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Selbstbestimmt!? Schwangerschaftsabbruch, Bevölkerungspolitiken und reproduktive Menschenrechte

Gespräch
Veranstaltet von

Juristische Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin

 
Kurzbeschreibung

Im Juni jährt sich ein vergessenes demokratisches Highlight der jüngeren deutschen Geschichte: Nach monatelangen hitzigen Kontroversen und fast 16 Stunden parlamentarischer Debatte stimmte der Bundestag in der Nacht vom 25. auf den 26. Juni 1992 mit klarer Mehrheit für eine Fristenlösung mit Beratungspflicht als gesamtdeutsche Regelung des Schwangerschaftsabbruchs. Ein Jahr später wurde dieser mühsam errungene Kompromiss vom Bundesverfassungsgericht für nichtig erklärt. Das Möglichkeitsfenster für eine liberale Regelung, das sich im Zuge der ›Deutschen Einheit‹ geöffnet hatte, wurde wieder geschlossen und emanzipatorische rechtspolitische Diskussionen hierzu für mehr als zwanzig Jahre zum Verstummen gebracht.

Nicht nur in der Geschichte, sondern auch aktuell sind reproduktive Menschenrechte umkämpft. Gemeinsam mit Gesine Agena haben Patricia Hecht und Dinah Riese in „Selbstbestimmt. Für reproduktive Rechte“ anhand zahlreicher Beispiele von Indien über die USA bis Argentinien den feministischen Kampf für körperliche Selbstbestimmung beschrieben. Zwangssterilisationen, Schwangerschaftsabbrüche, Zugang zu Verhütungsmitteln, Müttersterblichkeit oder Gewalt unter der Geburt: All das hängt damit zusammen, wie das Recht auf den eigenen Körper ausformuliert und umgesetzt ist. Wessen Kinder erwünscht sind, sogar eingefordert werden, und wessen nicht, sagt viel über den Stand der Menschenrechte in einer Gesellschaft aus.

Es ist Wesensmerkmal fundamentalistischer und rechter Regime, reproduktive Rechte zu bekämpfen und zu unterdrücken. Doch auch in Demokratien sind diese Rechte keineswegs verwirklicht. In Deutschland wirken rassistische, behindertenfeindliche und klassistische Bevölkerungspolitiken nach und äußern sich immer wieder neu in der Verweigerung selbstbestimmter Entscheidungen über Schwangerschaft und Geburt, Ausschluss von reproduktiver Gesundheitsversorgung, Zwangssterilisationen, Diskriminierung bei Familienförderungen uvm. Internationale Menschenrechte verpflichten dazu, reproduktive Selbstbestimmung und Gesundheit zu respektieren, zu schützen, zu fördern und faktisch zu ermöglichen. Dies kann für unterschiedliche Betroffenengruppen sehr unterschiedliche Politiken bedeuten, worauf Reproductive Justice Bewegungen seit Jahrzehnten hinweisen.

Wir wollen gemeinsam diskutieren: Wie wirken menschenverachtende Bevölkerungspolitiken fort, wer soll in unserer Gesellschaft Kinder bekommen und wer nicht? Wie greifen Staat und autoritäre Bewegungen in das Recht am eigenen Körper ein? Und was hat das mit Rassismus und sozialer Ungleichheit zu tun? Wie können wir reproduktive Menschenrechte intersektional mobilisieren und patriarchale Kontrolle beenden?

 

Referent*innen

Patricia Hecht ist Mitautorin des 2022 beim Verlag Klaus Wagenbach erschienenen Buches „Selbstbestimmt. Für reproduktive Rechte“ sowie Redakteurin für Geschlechterpolitik der Taz. Schwerpunkte ihrer Arbeit sind Antifeminismus und reproduktive Rechte im inner- und außerparlamentarischen Spektrum.

Ulrike Lembke ist Professorin für Öffentliches Recht und Geschlechterstudien an der Humboldt-Universität zu Berlin. Ein Schwerpunkt ihrer Veröffentlichungen, Vorträge, beratender und rechtpolitischer Tätigkeit sind reproduktive (Menschen-)Rechte.

Dinah Riese ist ebenfalls Mitautorin von „Selbstbestimmt. Für reproduktive Rechte“ sowie Redakteurin für Migration und Einwanderungsgesellschaft im Inlandsressort der Taz. Ein weiterer Schwerpunkt ihrer Arbeit sind reproduktive Rechte. Für ihre Recherchen zum Abtreibungsparagrafen 219a wurde sie mehrfach ausgezeichnet.

 

Weitere Informationen

Für diejenigen, die es nicht nach Berlin schaffen, wird das Gespräch auch gestreamt:

Thema: Veranstaltung "Reproduktive Rechte" mit Patricia Hecht & Dinah Riese
Uhrzeit: 22.Juni 2023 um 18.15 Uhr

Zoom-Meeting beitreten
https://hu-berlin.zoom.us/j/69474937762?pwd=Rmxzei9za21ZWXNSWmRWMFl4clc2UT09

Meeting-ID: 694 7493 7762
Passwort: 383003

 

 

 


Semester: Sommersemester 2023


ZtG-Veranstaltungskategorie: Gender-Veranstaltungen der Institute/Fakultäten der HU