Humboldt-Universität zu Berlin - Geschlecht als Wissenskategorie

Vojin Saša Vukadinović

Dissertationsprojekt:

Politik des Ressentiments. Antifeminismus, Linksterrorismus, Sexualmoral

Drei Bände, 1085 Seiten.

Aus der Dissertationsschrift gingen zwei Monographien hervor:

Revolutionäre Zellen, Rote Zora, OIR. Die Geschichte der „Anderen“ des deutschen Linksterrorismus, Berlin/Boston 2024 [im Erscheinen].

Antifeminismus und politische Gewalt in der Bundesrepublik Deutschland, 1967-1982. Die Deutung der RAF als „Exzess der Emanzipation“, Berlin/Boston 2024 [im Erscheinen].

 

 


 

Kurzbeschreibung des Projekts

 

Die Dissertation ist als umfängliche Geschlechtergeschichte des deutschen Linksterrorismus angelegt. Sie analysiert zunächst die Anfeindung und die bemühte argumentative Widerlegung der Frauenemanzipation in der Bundesrepublik, die in den 1970er Jahren in der antifeministischen Deutung der RAF durch Staat, Wissenschaft und Medien kulminierte, und befasst sich weiter mit den Reaktionen der Neuen Frauenbewegung hierauf. Daran anschließend wird – anhand der linksterroristischen Organisationen sowie biographischer Fallstudien zu einzelnen Protagonisten – die Rezeption geschlechter- und sexualpolitischer Ideen rekonstruiert, die im Untergrund zirkulierten. Ein eigenständiger Teil widmet sich dem Antizionismus als doppeltem Verdrängten des „bewaffneten Kampfs“ und der Bundesrepublik, und zeigt dessen Verbindungen zur Sexualmoral auf. Der Schluss eruiert das unbewusste Fortwähren besagter antifeministischer Motive in der Erinnerungskultur der Gegenwart.

                                                         

Angaben zur Person

 

Studium der Geschichte, Germanistik und Geschlechterforschung an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau und der Universität Basel. Promotion am Friedrich-Meinecke-Institut der Freien Universität Berlin. Forschungsvorhaben zu den Anfängen des kapitalistischen Bewusstseins im 20. Jahrhundert. 2008-2010 Stipendiat am Graduiertenkolleg »Geschlecht als Wissenskategorie«, 2011-2015 wissenschaftliche Assistenz am Zentrum Gender Studies der Universität Basel, 2015-2017 Koordination am Zentrum Geschichte des Wissens der Universität Zürich und Lehrbeauftragter am Historischen Seminar, 2018/2019 Lehrbeauftragter an der Humboldt-Universität zu Berlin. 2020ff. Schweizer Monat.

   

Ausgewählte Publikationen

 

(Hg.) TEXT+KRITIK, Nr. 239, Juli 2023: Mela Hartwig (gemeinsam mit Marijke Box), München 2023.

(Hg.) Rassismus. Von der frühen Bundesrepublik bis zur Gegenwart, Berlin/Boston 2023.

(Hg.) Randgänge der Neuen Rechten. Philosophie, Minderheiten, Transnationalität, Bielefeld 2022.

(Hg.) Grete Hartwig-Manschinger, Rendezvous in Manhattan. Amerikanischer Roman, Wien 2021.

(Hg.) Die Schwarze Botin. Ästhetik, Kritik, Polemik, Satire, 1976-1980, Göttingen 2020. Zweite Auflage, Göttingen 2021. Dritte Auflage, Göttingen 2022.

(Hg.) Zugzwänge. Flucht und Verlangen, Berlin 2020.

(Hg.) Freiheit ist keine Metapher. Antisemitismus, Migration, Rassismus, Religionskritik, Berlin 2018. Zweite, erweiterte Auflage in Vorbereitung.

„Der kommende Scheiterhaufen. Mela Hartwig als politische Schriftstellerin“, in: TEXT+KRITIK, Nr. 239: Mela Hartwig, Juli 2023, S. 67-73.

„Traumarbeit. Zu Elisabeth Lenk (1937-2022)“, in: Jahrbuch Sexualitäten 2023, Göttingen 2023, S. 183-192.

„Krawall am Rande. Ulrike Meinhofs Fernsehspiel Bambule, 1970“, in: Melanie Babenhauserheide/Kalle Krämer/Benedikt Wolf (Hg.), Ästhetisierungen von Kindheit und Jugend nach 1968. Interdisziplinäre Fallanalysen, Weinheim 2023, S. 60-77.

„Autoritäre Läuterung von '68. Hadayatullah Hübsch und die patriarchale Abschottung migrantischer Mädchen in der Ahmadiyya-Gemeinde“ (zusammen mit Ali Tonguç Ertuğrul und Sabri Deniz Martin), in: Vojin Saša Vukadinović (Hg.), Rassismus. Von der frühen Bundesrepublik bis zur Gegenwart, Berlin 2023, S. 123-151.

„‚…in Erinnerung an die schöne Zeit in Dahlem‘. Karin Magnussen, reichsdeutsche Rassenforscherin und bundesdeutsche Biologielehrerin“, in: Vojin Saša Vukadinović (Hg.), Rassismus. Von der frühen Bundesrepublik bis zur Gegenwart, Berlin 2023, S. 69-124.

„Cancel-Culture-Skeptiker. Über die ideologischen Konturen eines Sozialphänomens und seine akademischen Folgen“, in: Zeitschrift für Politik, Sonderband 10, 2022: Wissenschaftsfreiheit, S. 180-200.

„‚Struktureller Rassismus‘. Der terminologische Beitrag zur Rassifizierung der Gesellschaft“, in: Ingo Elbe et al. (Hg.), Probleme des Antirassismus. Postkoloniale Studien, Critical Whiteness und Intersektionalitätsforschung in der Kritik, Berlin 2022, S. 47-66.

„Monument des Degout. Wolfgang Gedeon als Heimphilosoph“, in: Vojin Saša Vukadinović (Hg.), Randgänge der Neuen Rechten. Philosophie, Minderheiten, Transnationalität, Bielefeld 2022, S. 129-149.

„‚Ich hab’s nicht gelesen, aber‘ … Fünf Jahre Beißreflexe“ (zusammen mit Patsy l’Amour laLove und Till Randolf Amelung), in: Jahrbuch Sexualitäten 2022, Göttingen 2022, S. 140-151.

„Dirk Moses und die ‚Pluralisierung‘ von Erinnerungskultur. Eine antizionistische Geschichte der Gegenwart“ (zusammen mit Ali Tonguç Ertuğrul und Sabri Deniz Martin), in: Stella Leder (Hg.), Über jeden Verdacht erhaben? Antisemitismus in Kunst und Kultur, Berlin/Leipzig 2021, S. 130-142.

„Proletarisch lieben“, Nachwort zu Grete Hartwig-Manschinger, Rendezvous in Manhattan. Amerikanischer Roman, Wien 2021, S. 261-286.

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