Humboldt-Universität zu Berlin - Geschlecht als Wissenskategorie

Stefan Wünsch

Dissertationsprojekt:

Das erkrankte Geschlecht: Medizin und Prostitution im Berlin des frühen 20. Jahrhunderts

 
 

Kurzbeschreibung des Projekts

 

Die Dissertation verfolgt das Ziel, am Beispiel von sanitätspolizeilichen Kontrollen von Prostituierten im frühen 20. Jahrhundert aufzuzeigen, wie während dieser venerologischen Zwangsinspizierungen sexuelle Differenzen hervorgebracht wurden und Wirkmächtigkeit erlangt haben. Das Erkenntnisinteresse liegt auf der Berührung von Kontrollierendem und Kontrollierter: In diesem Moment verschränkt sich unterschiedlichstes disziplinäres Wissen, von der Gynäkologie über die Kriminologie bis hin zum modernen Städtebau, und wirkt identitätsstiftend. Mit der Figur der Prostituierten wird ein spezifisches Narrativ in den Mittelpunkt gerückt, anhand dessen die Verbreitungs- und Zirkulationsmomente eines zu historisierenden Wissens aufgedeckt werden sollen. Die Leitfrage ist hierbei: Wie konstituierte sich ein geschlechtliches Selbst um die Geschlechtskrankheiten? Oder allgemeiner: Wie werden in unserer Kultur Menschen zu Subjekten gemacht ?

                                             

Angaben zur Person

 

Studium der Neueren und Neuesten Geschichte und der Sozialwissenschaften an der Humboldt-Universität zu Berlin. 2007 – 2010 Stipendiat des Graduiertenkollegs »Geschlecht als Wissenskategorie«. Seit 2011 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentrum für Literatur- und Kulturforschung (ZfL) in Berlin.

   

Ausgewählte Publikationen

 

»… indem man arbeitet, vergißt man seine Arbeit, d.h. das Absonderliche daran.« Agnes Hacker, eine Ärztin bei der Berliner Sittenpolizei. In: Die Ariadne. Forum für Frauen- und Geschlechtergeschichte 62 (2012). S. 22 – 29.

zus. m. Martin Lücke: Ehen vor Gericht. Vergeschlechtlichung im Spannungsverhältnis von Ehelichkeit und Prostitution in der Weimarer Republik. In: Österreichische Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 20/3 (2009). S. 83 – 107.

Käthe Hagedorn. Ein historischer Beitrag über das unsichtbare Phänomen der pädophil-begehrenden Frau. In: Plurale. Zeitschrift für Denkversionen 7 (2008). S. 241 – 272.

Die Familie Sander. Prostitution, Zuhälterei und Justiz in der späten Weimarer Republik. In: Verhandlungen im Zwielicht. Momente der Prostitution in Geschichte und Gegenwart, hg. v. Sabine Grenz u. Martin Lücke, Bielefeld 2006. S. 315 – 335.

   

Homepage und Kontakt

http://www.zfl-berlin.org/wissenschaftler-detail/items/wuensch.html