Humboldt-Universität zu Berlin - Geschlecht als Wissenskategorie

Vojin Saša Vukadinović

Dissertationsprojekt:

Politik des Ressentiments. Antifeminismus, Linksterrorismus, Sexualmoral

Drei Bände, 1085 Seiten.

Aus der Dissertationsschrift gingen zwei Monographien hervor:

Revolutionäre Zellen, Rote Zora, OIR. Die Geschichte der „Anderen“ des deutschen Linksterrorismus, Berlin/Boston [im Erscheinen].

Antifeminismus und politische Gewalt in der Bundesrepublik Deutschland, 1967-1982. Die Deutung der RAF als „Exzess der Emanzipation“, Berlin/Boston [im Erscheinen].

 

 


 

Kurzbeschreibung des Projekts

 

Die Dissertation ist als umfängliche Geschlechtergeschichte des deutschen Linksterrorismus angelegt. Sie analysiert zunächst die Anfeindung und die bemühte argumentative Widerlegung der Frauenemanzipation in der Bundesrepublik, die in den 1970er Jahren in der antifeministischen Deutung der RAF durch Staat, Wissenschaft und Medien kulminierte, und befasst sich weiter mit den Reaktionen der Neuen Frauenbewegung hierauf. Daran anschließend wird – anhand der linksterroristischen Organisationen sowie biographischer Fallstudien zu einzelnen Protagonisten – die Rezeption geschlechter- und sexualpolitischer Ideen rekonstruiert, die im Untergrund zirkulierten. Ein eigenständiger Teil widmet sich dem Antizionismus als doppeltem Verdrängten des „bewaffneten Kampfs“ und der Bundesrepublik, und zeigt dessen Verbindungen zur Sexualmoral auf. Der Schluss eruiert das unbewusste Fortwähren besagter antifeministischer Motive in der Erinnerungskultur der Gegenwart.

                                                         

Angaben zur Person

 

Studium der Geschichte, Germanistik und Geschlechterforschung an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau und der Universität Basel. Promotion am Friedrich-Meinecke-Institut der Freien Universität Berlin. Forschungsvorhaben zu den Anfängen des kapitalistischen Bewusstseins im 20. Jahrhundert. 2008-2010 Stipendiat am Graduiertenkolleg »Geschlecht als Wissenskategorie«, 2011-2015 wissenschaftliche Assistenz am Zentrum Gender Studies der Universität Basel, 2015-2017 Koordination am Zentrum Geschichte des Wissens der Universität Zürich und Lehrbeauftragter am Historischen Seminar, 2018/2019 Lehrbeauftragter an der Humboldt-Universität zu Berlin. 2020-2023 Schweizer Monat. Seit 2024 wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Paderborn; Forschung im Rahmen des Projekts „Kirchenhistorische Einordnung zum Missbrauch im Erzbistum Paderborn (2002–2022)“.

   

Ausgewählte Publikationen

 

(Hg.), Ariadne. Forum für Frauen- und Geschlechtergeschichte, Nr. 80: Frauenemanzipation in islamischen Ländern. Vom 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart (mit Mette Bartels), Kassel 2024.

(Hg.), Siebter Oktober Dreiundzwanzig. Antizionismus und Identitätspolitik, Berlin 2024.

(Hg.) Maria Gleit, Abteilung Herrenmode. Roman eines Warenhausmädels, Wien 2023.

(Hg.) TEXT+KRITIK, Nr. 239, Juli 2023: Mela Hartwig (mit Marijke Box), München 2023.

(Hg.) Rassismus. Von der frühen Bundesrepublik bis zur Gegenwart, Berlin/Boston 2023.

(Hg.) Randgänge der Neuen Rechten. Philosophie, Minderheiten, Transnationalität, Bielefeld 2022.

(Hg.) Grete Hartwig-Manschinger, Rendezvous in Manhattan. Amerikanischer Roman, Wien 2021.

(Hg.) Die Schwarze Botin. Ästhetik, Kritik, Polemik, Satire, 1976-1980, Göttingen 2020. Zweite Auflage, Göttingen 2021. Dritte Auflage, Göttingen 2022.

(Hg.) Zugzwänge. Flucht und Verlangen, Berlin 2020.

(Hg.) Freiheit ist keine Metapher. Antisemitismus, Migration, Rassismus, Religionskritik, Berlin 2018. Zweite, erweiterte Auflage, Berlin 2024.

„Von der Entschwulung der Welt. Wie die queere Weltanschauung den Hass auf männliche Homosexuelle modernisierte“, in: Jahrbuch Sexualitäten 2025, S.  98-114.

„Der erste transhumane Albtraum. Wissenschaftsethik in Mary Shelleys Frankenstein, 1818“, in: Martin Dröge/Richard Janus/Sabrina Lausen (Hg.), Von Transzendenz zum Transhumanismus. Deutungskulturen von (Un)Heilsgeschichte im 19. und 20. Jahrhundert, Wiesbaden 2025, S. 199-218.

„RAWA. Der Kampf um Frauenbefreiung in Afghanistan“, in: Ariadne. Forum für Frauen- und Geschlechtergeschichte, Nr. 80, 2024, S. 168-181.

„Das It-Girl der Vernunft als Echo der Verhältnisse. Heide Heinz (1939-2022)“, in: Jahrbuch Sexualitäten 2024, Göttingen 2024, S. 199-207.  

„Rolf Pohle and the failing of 1968. The life of a professional revolutionary in the ‚Red Decade’ and beyond“, in: Sandra Dahlke/Nikolaus Katzer/Denis Sdvizhkov (Hg.), Revolutionary Biographies in the 19th and 20th Century. Imperial – Inter/national – Decolonial, Göttingen 2024, S. 273-289.

„Die Hosen anhaben. Maria Gleit und die letzten Tage der Weimarer Republik“, Nachwort zu Maria Gleit, Abteilung Herrenmode. Roman eines Warenhausmädels, Wien 2023, S. 301-366.

„Rassistisches Wissen 1978-1983. Der vergessene migrantische Beitrag zur frühen Rechtsextremismus-Forschung“, in: Archiv für Sozialgeschichte, Band 63, 2023, S. 365-385.

„Ankommen, Staunen, Zurückkehren. Grete Hartwig-Manschingers unveröffentlichter Exilroman Didi fährt nach Amerika“, in: Jahrbuch Exilforschung 2023, Berlin/Boston 2023, S. 179-198.

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