Humboldt-Universität zu Berlin - Geschlecht als Wissenskategorie

AG Methoden

 

Mitglieder:
Christina Altenstraßer, Sven Bergmann, Konstanze Hanitsch, Florian Kappeler, Cornelia Möser, Márcia Moser, Kerstin Piepenstock, Sarah Speck, Stefan Wünsch

Zeitraum: seit Januar 2008

Arbeitsbereiche und Fragestellungen
Zur Arbeitsform: Einmal im Monat findet ein Treffen statt, bei dem eine Methode/ Theorie vorgestellt/ diskutiert wird. Dies ist bisher zur Diskursanalyse und Grounded Theory geplant.
Warum eine AG zu Geschlecht und Methode/ Methodologie?
Zunächst soll den Stipendiat_innen und Postdocs im Graduiertenkolleg, die Interesse an einem weiteren Austausch über Methoden und Methodologie haben, ein Raum geboten werden. Im Zentrum stehen dabei Fragen nach der Methodenfindung, nach Auswahl, Anwendung und Auswertung von Forschungsmaterial, nach Grenzen bestimmter Methoden und die Frage nach Möglichkeiten, kritische Perspektive zu entwickeln: Was halten herkömmliche Methoden, Methoden-Mixe oder neue Experimente für Geschlechtforschung an kritischem Potential bereit und was nicht? 
Lassen sich über Themen und Theorien leichter interdisziplinäre Diskussions-Anschlüsse finden, so wird dies entlang der Methoden-Diskussion schwieriger. Zwar sind auch einige Methoden über Disziplinengrenzen hinweg zu "travelling concepts" geworden, aber eben nicht alle: sie 'verweigern' sich manchmal gar einer Auseinandersetzung. So kann auf einer methodologischen Ebene darüber reflektiert werden, warum einige Methoden eher für Geschlechterforschung benutzt werden und andere nicht. Welche Methoden gelten zum Beispiel als 'weich', welche als 'hart'? Welche geschlechtlichen Codierungen haben sich in sie eingeschrieben? Aber auch: Welchen Trends, Denkstilen und schulen unterwerfen wir uns eher als anderen?
1) Methoden-Reflexion
Ein erster Teil der AG zur Methodenreflexion ist eher forschungspragmatisch ausgerichtet und folgt der Frage: Welche Methode eignet sich für mein Forschungsvorhaben bzw. warum habe ich mich für eine jeweils bestimmte Methode entschieden? Daran schließen sich im Einzelnen weitere - hier nur beispielhaft skizzierte - Fragestellung an, u.a.: Wie kommt das Geschlecht in die Methode? Wie operationalisiere ich Class/ Race/ Gender/... in Interview-Frageleitfäden? Was hat meine eigene Geschlechter-Performance für eine Wirkung auf mein Forschungsfeld? Welche Rolle spielt mein Körper im Feld? Welche Probleme und Konflikte (von datenrechtlichen Problematiken über forschungsethische Fragestellungen bis hin zu handgreiflichen Konflikten) können/sind während der Forschung auf(ge)treten? Wie schreibe ich darüber und wie verständige ich mich über Auswertungs- und Analyse-Praktiken? Dieser Teil der AG wird der Planung nach in Form von Sitzungen oder Workshops stattfinden, in denen jeweils eine Person eine Problematik darstellt und dabei auch die Vermittlung/ Übersetzung ihrer Methodik erläutert.
2) Methodologie
Auf einer zweiten (Meta-)Ebene (Methodologie) soll generell über Methoden und ihren Einsatz in den Gender Studies nachgedacht werden: Warum sind bestimmte Methoden eher männlich, andere eher weiblich codiert? Warum gelten bestimmte Methoden als 'neutral'? Welche Ein- oder Ausschlüsse produzieren die epistemologischen Grundlagen und die Praxen verschiedener Methoden-Schulen? Inwiefern bestimmt das Verhältnis von wissenschaftlichem Gebrauchs- und Tauschwert und von Diskurshegemonien den Einsatz oder Mehrwert einer Methode? Warum bevorzugen die Gender Studies bestimmte Methoden eher als andere? Warum gilt das eine Forschungsdesign als 'funky', das andere nicht? - Wider den Methodenzwang oder für mehr Rechenschaft und Verantwortung in der Forschung? Die im Januar 2008 neugegründete AG wird diesen und weiteren Fragen nachgehen.